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1. Mittelalter - S. 76

1879 - Dillenburg : Seel
— 76 — Schöne schon 1309 ganz unterdrückte. — Während Jerusalem in den Händen der Christen war, bestand daselbst ein deutsches Hospital zur Ausnahme und Pflege deutscher Pilger; dasselbe befand sich in den Händen einer Verbrüderung, welche schon einem Ritterorden ähnlich war. Nach dem Falle von Jerusalem begab sich die Verbrüderung nach Akkou, wo sie sich unter der Beihülfe deutscher Kaufleute aus Lübeck und Bremen allein der Pflege erkrankter deutscher Pilger unterzog. Herzog Friedrich von Schwaben erhob den Verein zu einem Ritterorden mit der Bestimmung, daß die Mitglieder nur Deutsche sein dürften; daher heißt dieser Orden der deutsche Orden. Nachdem ganz Palästina für die Christen verloren war, ließ sich der deutsche Orden in Venedig nieder. Von hier wurde er unter seinem Großmeister Hermann von Salza von den Polen zu Hülfe gegen die heidnischen Preußen gerufen, gegen welche er dreiundfünfzig Jahre lang kämpfte, aber Sieger blieb, worauf er das Land einnahm und das Christenthum einführte. Der Hauptsitz des deutschen Ordens in Preußen war Marienburg. Im Jahre 1526 nahm der Hochmeister des Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg, mit den meisten Ordensrittern die Reformation an und verwandelte das Ordensland in ein weltliches Herzogthnm Preußen. Im Jahre 1809 ist der Orden ganz aufgehoben worden. B. Das Bürgerthum. a. Emporblühen der Städte. Als Heinrich I. zum Schutze gegen die räuberischen Ungarn Städte gründete, mußte er trotz der den Städten ertheilten Vorrechte die Unterthanen zwingen, in die Städte zu ziehen. Bald aber lernte man einsehen, welche Vortheile feste Städte besonders in den Kriegszeiten hatten, und der Zug nach den Städten wurde stärker. Diejenigen, welche innerhalb der Mauern sich ansiedelten, hießen Bürger (die befestigte Stadt hieß Burg); andere bauten sich vor den Thoren der Stadt an und wurden Pfahlbürger genannt (weil sie außerhalb des Pfahlwerks wohnten); selbst Adelige zogen der größeren Sicherheit oder des angenehmeren Lebens wegen in die Stadt und ließen ihre Güter verwalten. In Folge des gewaltigen Aufschwungs, welchen Handel und Gewerbe, diese beiden Hauptbeschäftigungen, durch die Kreuzzüge genommen hatten, hoben sich die Städte bald zu bedeutender Macht empor. Die Gewerbe

2. Mittelalter - S. 77

1879 - Dillenburg : Seel
— 77 — suchte inan Zu heben durch Vereine, Zünfte, Innungen vber ©üben genannt. Tie stäbtische Obrigkeit bilbete ein von dem betreffenden Lanbesherrn eingesetzter Logt, welchem eine Anzahl . von Rittern beigegeben waren. Als die Ritter in den Kreuzzügen nach dem heiligen Lanbe zogen, war es vielen Städten leicht, von dem Logt, dessen Macht durch den Abzug der Ritter geschwächt war, ein Recht nach dem andern zu ertrotzen; ja manche Städte bewogen die Vögte durch Bestechung ober Gewalt, mit den Rittern ganz "abzuziehen; dann stellten sie sich birekt unter die Macht des Kaisers und hießen nun freie Reichsstädte. Zwischen den reicheren Geschlechtern, den Patriziern, und den meist sehr gebrückten Sanbwerkern entstauben oft heftige Kämpfe um Gleich; stellung aller Stänbe. Die Fürsten begünstigten das Aufblühen der Städte, weil sie bereu Hülse in den Kämpfen gegen Adel und Geistlichkeit in Anspruch nahmen. Aus letzterem Grunde und zur eignen Vertheidigung mußte jeder Bürger die Waffen führen können. d. Reichthum und Wohlleben der Bürger. Die Macht und das Ansehen der Städte gründeten sich hauptsächlich auf den großen Reichthum, welcher durch den ausgedehnten Handel in den Städten zusammenfloß. Der Reichthum äußerte sich zunächst in der Pracht und Kostbarkeit der Kleiber. Die Männer trugen Leib-röcke, mit Zacken und Borten verziert und mit bunbeu Figuren gestickt; die Frauen putzten sich mit gestickten Gewänbern und funmnben Hauben; je vornehmer eine sein wollte, besto längeren Mantel trug sie. In vielen Familien aß und trank man nur aus Silber und Golb; Männer und Frauen behingen sich mit langen golbenen Ketten; die Sporen der Männer waren golben, und die Schwertscheibe war mit ßbelsteinen besetzt. Der Luxus in Kleibung und Speise würde hier und ba so groß, daß ve-sonbere Verorbniuigen bagegen erlassen werben mußten. Da wurde ganz genau bestimmt, wer seidene und sammtne Kleiber, wer Golb und Silber als Schmucksachen tragen bürfe und wer nicht, wie die Schmausereien bei Hochzeiten und Ktnbtcmfen ausgebehnt werben bürsten u. bgl. m. c. Städtebündniffe. Um sich besser gegen den rauf- und raul)lustigen Abel vertheibigen zu können, sowie zum Schutze ihrer Waarenzüge schlossen die verschobenen Städte Bündnisse unter sich. Auf diese Weise entstanden der rheinische und der schwäbische Städtebund. Im Jahre 1241 schlossen die beiden Hanbelsstädte

3. Mittelalter - S. 21

1879 - Dillenburg : Seel
— 21 — Versammlungen fanden alljährlich zweimal statt, im Herbste eine kleinere, nur vom Könige und den Großen des Reiches besucht, und im Frühjahre eine große, allgemeine Volksversammlung, welche, da sie meist im Monat Mai und aus offenem Felde abgehalten wurde, Maiseld hieß. Die Beschlüsse dieser Volksversammlungen erhielten jedoch erst durch die Genehmigung und Bestätigung des Kaisers Gültigkeit und Gesetzeskraft; der Kaiser untersiegelte die Gesetze mit dem in seinen Degenknopf eingegrabenen Siegel. Zum Schutze der Reichsgrenzen wurden Grenzmarken errichtet und die Verwaltung und Beschütznng derselben den Markgrafen übertragen, welche stets Truppenabtheiluugeu, gleichsam ein stehendes Heer, zur Verfügung hatten, um äußere Feinde sofort abweisen zu können. Der Kaiser selbst hatte nur eine geringe Zahl von stehenden Truppen, das Gefolge genannt; brach ein Krieg ans, so wurde der Heerbann aufgeboten; da hatten denn alle Vasallen des Königs, zu denen gar oft hochgestellte Geistliche, Erzbischöfe und Aebte gehörten, mit ihren Leuten zu ihm zu stoßeu. Außer diesen hatten sich alle Freien zum Kriegsdienste zu stellen. Für Ausrüstung hatte jeder zum Heerbann gehörige Mann selbst zu sorgen; die Reichen mußten sich sogar mit Lebensmitteln auf drei Monate versehen. War es ein Kriegszug von geringerer Bedeutung, so wurde nur ein Theil des Heerbannes und zwar der dem Kampfplatze zunächst wohnende, zur Heeresfolge entboten. Große Fürsorge wandte Karl der Pflege und Vervollkommnung der Muttersprache zu. Er befahl den Geistlichen, beim Gottesdienst auch die deutsche Sprache zu gebrauchen, und dem Volke das Vaterunser und die Glaubensartikel in deutscher Sprache zu lehren. Die altdeutschen Volks- und Heldenlieder ließ er sammeln und ließ sich oft aus dieser leider wieder verloren gegangenen Sammlung vorlesen; er legte den Winden und Monaten deutsche Namen bei, ja er soll sogar mit einigen gelehrten Männern eine deutsche Grammatik ausgearbeitet haben. Die Namen der Winde sind heute noch dieselben, wie sie Karl ibnett gegeben hatte: Ost, West, Süd und Nord; in der Benennung der Monate ist man wieder zu den lateinischen Namen zurückgekehrt; Karl hatte sie folgendermaßen genannt: Wintermonat, Hornung, Lenz-, Oster-, Wonne-, Brach-, Heu-, Ernte-, Herbst-, Wein-, Wind- und Christmonat. Auch Handel und Verkehr erfuhren durch ihn Erleichterung und Belebung; er führte gleiches Maß und Gewicht ein, gründete Handelsplätze, baute Brücken und Kanäle. — Die Kunst förderte er durch Erbauung von Kirchen und Palästen. So ließ

4. Mittelalter - S. 75

1879 - Dillenburg : Seel
— 75 — preis, welcher in einem werthvollen Helm oder Schwert, einer goldnen Kette, einem Ringe oder dergl. bestand; Festmahl und Festball, bei welchen der Sieger wieder Ehrensitz und Vorrang hatte, beschlossen die Feier. — Neben dem Lanzenstechen gab es noch andere Kampsspiele, sowohl zu Pferde, als auch zu Fuß. Mit der Zeit wurden die Turniere immer glänzender und kostspieliger. Wohl waren sie ein schönes und edles Vergnügen und haben viel zur Hebung des Ritterstandes, zur Erhaltung von Rittersinn und Ritterwürde beigetragen, aber sie bargen doch auch viele Gefahren und viel Unglück in sich. Wie viele Ritter brachen, wenn sie aus dem Sattel gehoben wurden, Arme und Beine; wie viele trugen lebensgefährliche Verwundungen davon; manche wurden auf dem Platze getödtet, andere starben an den erhaltenen Wunden. Wegen der vielen Unglücksfälle eiferte die Geistlichkeit sehr gegen die Turniere. 6. Geistliche Ritterorden. Zur Zeit der Kreuzzüge stand das Ritterwesen in seiner schönsten Blüte, und in dieser Zeit bildeten sich nach dem Vorbilde der geistlichen Orden auch Verbindungen von Rittern, die sog. Ritterorden. Schon ums Jahr 1048 waren mehrere Kaufleute aus Unteritalien zusammengetreten und hatten in der Nähe des heiligen Grabes ein Kloster gebaut, in welches sie kranke und hülslose Pilger unentgeltich aufnahmen« Der Schutzpatron dieser Verbindung war Johannes der Täufer; daher nannten sich die Mitglieder dieses Ordens Johanniter. Als Jerusalem erobert war, traten auch Ritter in diesen Orden ein mit der besonderen Verpflichtung, das heilige Land gegen die Ungläubigen zu vertheidigen; sie zogen ans zum Kampfe gegen die Sarazenen und schützten die Pilger. Die Johanniter trugen einen schwarzen Mantel mit einem weißen Kreuze. Nachdem das heilige Land für die Christen verloren gegangen war, ließen sich die Johanniter auf der Insel Cypern nieder, von da vertrieben, schenkte ihnen Kaiser Karl V. die Insel Malta (daher auch Malteser-Ritter). Der Orden besteht noch jetzt, jedoch nur dem Namen und dem äußeren Zeichen nach. — Ein zweiter geistlicher Ritterorden war der der Tempelherren, von französischen Rittern nach der Eroberung Jerusalems gegründet. König Balduin von Jerusalem wies ihnen eine Wohnung auf dem Platze an, wo früher der Tempel stand, woher sie auch ihren Namen haben. Der Orden war bald sehr reich und mächtig, zog sich aber dadurch den Neid der französischen Könige zu, von denen ihn Philipp der

5. Mittelalter - S. 52

1879 - Dillenburg : Seel
— 52 — 8. Die Krtumge. a. Die Kirche und ihre Machtstellung. In den vielfach wilden und gesetzlosen Zeiten des Mittelalters bildete die Kirche eine Macht, welche oft einen heilsamen Einfluß auf die Gemüther ausübte. Alle Formen und Einrichtungen des öffentlichen und privaten Lebens unterlagen diesem Einflüsse; Hohe und Niedere beugte sich vor der Macht der Kirche und ihrer Diener. Die Kirche legte ihren Gliedern für begangene Sünden Strafen auf, welche in Wallfahrten, Geißelungen, Fasten n. dergl. bestanden; Für- ; sten und reiche Leute mußten zur Buße Kirchen und Klöster stiften oder mit irdischem Besitz, Geld oder liegenden Gütern, beschenken. Derjenige, welcher sich ihren Vorschriften widersetzte, die auferlegten Bußen nicht leistete oder fortfuhr, den kirchlichen Satzungen zuwider zu handeln, wurde mit dem Banne belegt; er durste keine Kirche besuchen und an keinem Sacramente theil- : nehmen, war also von den Segnungen der Kirche ausgeschlossen, j Noch härter war die Strafe des Interdikts, wodurch ganze Dörfer und Städte, oft sogar ganze Länder betroffen wurden; in solchen Orten hörte aller Gottesdienst aus, kein Geistlicher ge- ] leitete die Todten zu Grabe; keine Dause wurde vorgenommen und keine Ehe gesegnet; die Kirchen waren geschlossen, und den Sterbenden fehlte der Trost des heiligen Abendmahles. Selten ertrug das Volk die Schrecken dieser kirchlichen Strafen lange; ; meist folgte sehr bald die Unterwerfung. — Das Volk wurde zu aller Zeit und an allen Orten an die Kirche und ihre Forderungen erinnert: durch die Kreuze und Marterbilder an den Straßen, 1 durch die vielen Kirchen und Kapellen in und außer den bewohnten Orten,. durch die zu bestimmten Stunden ertönende Betglocke, dnrch den Gesang bei dem Meßopfer und bei Prozessionen und durch eine Menge von kirchlichen Festen. Der durch Geschenke und Stiftungen sich stets mehrende Reichthum muckste es der Kirche möglich, durch Wohlthaten an Armen, Verfolgten und Verlassenen ihr Ansehen und ihre Macht noch mehr zu erweitern; anderntheils ist gerade der Reichthum mit seinen Versuchungen zu schwelgerischem ; und ungeistlichem Leben eine Klippe geworden, an der später die Allgewalt der Kirche scheiterte. b. Veranlassung zu den Krenzzngen. Schon seit dem vierten Jahrhundert war es Sitte geworden, zur Abbüßung eines ftind- . haften Lebens oder eines besonderen Verbrechens, wohl auch, um

6. Mittelalter - S. 22

1879 - Dillenburg : Seel
— 22 — er in Aachen, feiner Lieblingsresidenz, einen herrlichen Palast und eine große Hauptkirche errichten, in Ingelheim auch einen Palast. Auf feinen Befehl wurde ein großer Leuchtthurm bei Boulogne*) und bei Mainz eine Rheinbrücke und eine Schwimmanstalt erbaut, in welch letzterer er mit feinen Söhnen und Freunden sich oft tummelte. — Den Ackerbau und die Landwirthschaft hob er durch Anlegung von Musterwirthfchaften auf feinen Höfen, wo er alles selbst aufs Genaueste überwachte, überall selbst nachsah und ausführliche Vorschriften über die Art und Weise der Herstellung von landwirtschaftlichen Producten gab. Ueberall mußte die peinlichste Ordnung und Sauberkeit herrschen; feine Gutsverwalter mußten alle Jahre ein Verzeichnis des auf dem Gute vorhandenen Mobiliars vorlegen, Rechnung stellen und das ersparte Geld abliefern; in der Rechnungsablage soll er so genau gewesen fein, daß er sogar die Eintragung eines jeden Eies, welches verkauft wurde, verlangte. Karl war dem Christenthum mit ganzer Seele ergeben und hatte hohe Ehrfurcht vor dem Worte Gottes. Wie schon oben erwähnt, besuchte er täglich mehrmals den Gottesdienst. Er sorgte, daß die Gemeinden gute Bischöfe und Geistliche bekamen. Da die Geistlichen damals oft verweltlicht waren, so unterstellte er sie strenger Aussicht und verbot ihnen das 'Tragen von Wassert, den Besuch von Schauspiel- und Wirthshäusern und die Jagd, den an die Bischöfe und Geistlichen zu zahlenden Zehnten trieb er mit großer Strenge ein; er selbst gab gern und viel an Kirchen und Klöster und machte den Mönchen zur Pflicht, neben ihren frommen Uebungen die Kranken zu pflegen, Knaben und Jünglinge zu unterrichten, Felder urbar zu machen u. f. w. Mit besonderer Sorgfalt ließ er sich die Verb eff erung des Kirchen» gefanges angelegen fein. Zn diesem Zwecke ließ er Orgeln und Sänger aus Italien kommen und ließ seine Franken in besonderen Singschulen zu Metz und Soissons im Gesang unterrichten. Die Franken scheinen aber keine besondere Befähigung zum Gesang gehabt, wenigstens schlechte Fortschritte in demselben gemacht zu haben, denn die italienischen Gesanglehrer verglichen ihren Gesang mit dem Geräusch eines Lastwagens, der über einen Knüppeldamm fährt, und mit dem Geheul wilder Thiere. Um die heilige Schrift dem Volke zugänglich zu machen, ließ er einen Theil derselben ins Deutsche übersetzen und eine Sammlung von *) spr. Bulonj.

7. Mittelalter - S. 23

1879 - Dillenburg : Seel
— 23 — Predigten und Betrachtungen veranstalten, aus welcher nach der Verlesung des Textes vorgelesen wurde (daher solche Sammlungen auch den Namen „Postille" führen, vom lat. post illa, d. i. nach jenen, uemlich Textworten). Zur Hebung der geistigen Bildung legte er überall in seinem Lande, in Städten und besonders an Klöstern, Schulen an und besahl, daß alle seine Diener ihre Söhne in dieselben schicken sollten. Religion, Lesen und Schreiben waren die Unterrichtsgegenstände. Wo er tüchtige, kenntnisreiche Männer gewinnen konnte, da zog er sie an seinen Hos und an seine Schulen. So lernte er in Italien einen tüchtigen Gelehrten, den Angelsachsen Alkuin, kennen und bot nun alles aus, ihn an seinen Hof zu bekommen, und als Alkuin endlich dem Rufe Karl's folgte, behandelte er ihn stets mit hoher Auszeichnung, nannte ihn seinen „in Christo geliebten Lehrer," schenkte ihm die Einnahmen mehrerer Klöster und machte ihn zum Lehrer der eignen Kinder. Unter Alkuins Aufsicht hob sich das Schulwesen bedeutend; er selbst gründete die Klosterschule zu Tours, die nachmals zum Vorbild vieler Klosterschulen geworden ist Die nach dem Vorbilde von Tours in Deutschland errichteten Schulen befanden sich in Trier, Paderborn, Osnabrück und Fulda; alle diese Schulen haben aus lange Zeit hin eine außerordentlich segensreiche Wirksamkeit und nicht blos auf ihre nächste Umgebung ausgeübt. In diesen höheren Schulen wurden außer der Theologie die sieben freien Künste getrieben: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik. Für die Söhne feiner höchsten Beamten und Hofdiener unterhielt er an feinem Hofe eine besondere Schule, schola palatina; biefe befand sich immer da, wo sich der Hos befand. In diese Hofschule ging Karl oft, um sich von den Fortschritten der Schüler zu überzeugen; er stellte selbst Fragen, lobte die Fleißigen und tadelte die Trägen. Bei einer solchen Prüfung fand er einst, daß die Faulen und Unwissenden meistens Söhne vornehmer Eltern, die Fleißigen dagegen meist arme Kinder waren. Da wandte er sich zu den Fleißigen und sprach: „Ich freue mich, daß ihr so gut einschlagt; fahrt nur so fort, so soll euch mein Lohn nicht fehlen!" Und zu den andern gewendet, sagte er: „Ihr aber, ihr feinen Herrchen und Püppchen, die ihr euch wohl zu fein und vornehm dünkt, etwas zu lernen; ich gebe nichts auf euren Adel und euer seines Gesicht; ihr habt von mir nichts Gutes zu erwarten, wenn ihr eure Trägheit nicht durch Eifer und Fleiß wieder gut macht." (vergl. auch das Gedicht: ,,Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt" v. K. Gerock.)

8. Mittelalter - S. 58

1879 - Dillenburg : Seel
— 58 — des mittelalterlichen Lebens und Strebens anzusehen. Wohl haben die Kreuzzüge gar manche Nachtheile für Europa und besonders auch für Deutschland gehabt — wie viel Blut ist unnütz vergossen worden; wie viele Geldmittel sind der Heimat entzogen worden; wie oft wurden über den Blicken nach außen die inneren Verhältnisse vergessen und im Argen gelassen; wie viele Krankheiten sind nach Europa eingeschleppt worden n. dergl. m. —, und doch läßt sich auderntheils nicht verkennen, daß sie von dem größten Einflüsse auf die Entwickelung der europäischen Menschheit geworden sind. Eine genauere Betrachtung läßt u. a. folgende wohlthätige Folgen erkennen: 1) Der Geist des Ritterwesens wurde veredelt. Hatten die Ritter bisher unter sich und gegen ihre Lehnsherrn Kriege geführt und dadurch manche Unordnung hervorgerufen, so erhielt ihre Thätigkeit jetzt ein höheres, edleres Ziel; ihre Thaten wurden von ganz Europa bewundert, um so mehr, da ja der Kampf für das heilige Grab als ein besonders verdienstvoller angesehen wurde. Die Ritter mußten sich auch der Kirche, welche die Kreuzzüge ins Leben rief, unterordnen; dies und der Kampf für die Religion milderte ihre Sitten. Bisher hatten sich die Ritter der verschiedenen Länder ferne gestanden; in den Kreuzzügen traten sie in Berührung und Verkehr und lernten Rittersinn und Ritterwürde von einander. Aus der Zeit der Kreuzzüge schreiben sich auch die Familien-Namen her; während man bisher sich mit den Vornamen beholfen hatte, wurden zur Unterscheidung der vielen Ritter gleichen Namens andere Namen nothwendig; so entstanden die Familiennamen und die Wappen, welch' letztere zu demselben Zwecke dienten. Die Turniere, welche zur Hebung des Ritterstandes fchon von Heinrich I. eingeführt worden waren, wurden seit den Kreuzzügen allgemeiner, da die Ritter der verschiedenen Länder sich kennen gelernt hatten und ein edler Wetteifer in ihnen entstanden war. — Eine besondere Veredelung erfuhr das Ritterwesen durch die drei Ritterorden der Templer, der deutschen Ritter und der Johanniter. Die Mitglieder dieser Orden mußten sich verpflichten, der heiligen Sache der Religion Gut und Blut zu weihen. 2) Der Bürger st and verdankt den Kreuzzügen seine schnellere Ausbildung. Wohl waren schon früher Städte entstanden, aber ihre Bewohner waren nicht viel besser, als Hörige. Die Ritter und kleinen Fürsten bedrückten die auf-

9. Mittelalter - S. 47

1879 - Dillenburg : Seel
würdige in das geistliche Amt und machte in vielen Fällen höhere Geistliche von weltlichen Großen (und das nicht zum Nutzen der Kirche) abhängig; sie wurde von vielen geübt, auch Heinrich Iv. hatte ihr nicht widerstanden. Gregor verbot nun sehr streng das Erkaufen und Verkaufen geistlicher Stellen um Geld und that jeden in den Bann, der zuwider handelte. 2) Das Gebot des Cölibats, d. h. der Ehelosigkeit der Geistlichen. Die Ehelosigkeit galt als ein höherer Gradier Frömmigkeit. Um nun die Geistlichen von allen weltlichen Sorgen und von aller Abhängigkeit, welche durch die Verwandtschaft herbeigeführt werden könne, frei zu machen, ordnete Gregor an, daß kein Geistlicher verheiratet sein dürfe; diejenigen, welche schon verheiratet waren, mußten sich von ihren Frauen und Kindern trennen; niemand durfte bei verehelichten Priestern Messe hören. Die volle Durchführung dieses Gesetzes dauerte jedoch über 100 Jahre. 3) Das Verbot der Laien-Juvestitur, d. H. der Belehnung mit geistlichen Aemtern durch Laien. Die meisten Bischöse und Geistlichen besaßen nemlich neben ihren Aemtern auch weltliche Besitzungen, welche ihnen von dem Landesherrn bei jeder Besetzung einer solchen Stelle neu zugesprochen wurden; die Bischöfe erhielten als Zeichen der Belehnung Ring und Stab, und dies nannte man Investitur, d. H. Bekleidung. Gregor ordnete an, daß kein Geistlicher aus den Händen eines Laien Aemter und Würden annehmen dürfe, nur er habe das Recht, solche zu vergeben. Wäre dies Gesetz streng durchgeführt worden, so wäre der Papst Herr über einen großen Theil der Besitzungen in der Christenheit geworden. Auch in Wort und Schrift suchte Gregor seine Ansichten über die Hoheitsrechte der Kirche und des Papstes zu verbreiten. ^m <j(thre 1075 hatte Gregor mehrere Räthe Heinrichs Iv. in den Bann gethan, weil sie sich der Simonie schuldig gemacht hatten; trotzdem behielt Heinrich diese Räthe um sich. Schon dies erzeugte eine Spannung zwischen Kaiser und Papst. Als nun Heinrich mehrere Fürsten und Bischöfe, welche an dem Sachsen-Aufstande Theil genommen hatten, gefangen hielt und sie trotz aller ^itten_ nicht los gab, da baten die Sachsen den Papst um Hülfe. Dieser forderte Heinrich auf, die Gefaugeueu frei zu geben, und als sich Heinrich weigerte, befahl ihm Gregor, seine gebannten Rathe zu entlassen und wegen seines bisherigen Lebenswandels

10. Neue und neueste Geschichte - S. 30

1880 - Dillenburg : Seel
30 d. Tod Karls V. Nach so vielen getäuschten Hoffnungen und nach so vielen für ihn schmerzlichen Erfahrungen trug Karl V. feine Lust mehr, die Bürde der Regierung noch länger Zu tragen. 1556 Er übergab 1556 die Regierung seinem Bruder Ferdinand und zog sich in das Kloster St. Just in Spanien zurück. Dort soll er sich viel mit Uhrmacherei beschäftigt und versucht haben, den Gang zweier Uhren in Uebereinstimmung zu bringen, und als ihm dies nicht gelang, soll er ausgerufen haben: „Ich Thor wollte einst die ganze Welt unter einen Glauben bringen und kann jetzt nicht einmal zwei Uhren auf einen Gang bringen!" Er starb 1558. 3. pie iuforuttttian in Frankreich und in England. a. Ende des Concils; Stiftung des Jesuitenordens. Weil das Concil zu Trient von den Protestanten nicht beschickt worden war, so war von vornherein eine Einigung zwischen diesen und den katholischen Ständen ausgeschlossen; das Concil dauerte noch bis zum Jahre 1563; in seinen Beschlüssen erblicken die Katholiken die Verbesserung ihrer kirchlichen Zustände; durch die jebem Glaubensartikel angehängte Verdammungsformel wurde jedoch die Kirchentrenmmg für immer befestigt. Schon oben ist bemerkt, daß verschiedene Auswüchse des Protestantismus diesem gar sehr zum Nachtheil gereichten. Noch mehr that dies die zwischen den bentschen und den schweizerischen Protestanten herrschenbe Uneinigkeit, welche noch vor Melanchthons Tode in offenen Haß ausartete. Würbe so aus dem Schoße der evangelischen Kirche ihrer eignen Verbreitung entgegengearbeitet, so ließ es auch die katholische Kirche an der Bekämpfung der ihr feinblichen Elemente nicht fehlen. Noch zu Lebzeiten Luthers würde in der katholischen Kirche ein Orden gegriinbet, der eine Gegenmacht gegen die über Deutschlands Grenzen sich verbreitere lutherische Lehre sein sollte: der Jesuitenorden. Der Stifter desselben war Ignaz Loyola. Derselbe hatte sich anfangs der kriegerischen Laufbahn gewidmet; in Folge einer Verwundung wurde er zum Kriegsdienste untauglich. Während der sehr langsamen Heilung seiner Wunde hatte er die Lebensgeschichte Jesu und der Heiligen gelesen und entschloß sich nun, der Welt zu entsagen und sich dem geistlichen Leben zu widmen. In Paris verband er sich mit mehreren gleichgesinnten Freunden, das Leben der Bekehrung der Ungläubigen in dem heiligen Lande zu widmen. Da aber ein Krieg die Abreise nach Palästina verhinderte, so
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